Sternenkinder und Trauerbegleitung - Ein Einblick mit Jessica von Nonafit


Die Schwangerschaft ist etwas ganz Besonderes. Ein neues Leben wird erschaffen. Doch manchmal endet die Freude mit etwas Unvorhersehbarem. Im Jahr 2019 wurden nach Angaben des Bundesamtes für Statistik 3.180 Sternenkinder mit einem Gewicht von mindestens 500 Gramm in Deutschland geboren. Darüber wird nicht viel gesprochen und Eltern werden oft allein mit der Trauer gelassen, weil Verwandte und Freunde nicht damit umzugehen wissen. Gerade dann ist es wichtig, die Eltern aufzufangen und aufzuklären. In dieser schwierigen Zeit kann Trauerbegleitung eine große Hilfe sein und Orientierung geben. Im heutigen Beitrag erzählt uns Jessica von Nonafit etwas über Sternenkinder. Jessica verbindet in ihrem besonderen Konzept Trauer und Rückbildung und gibt uns heute einen Einblick in ihre wertvolle Arbeit.
 
Was sind Sternenkinder und wieso ist das Thema so wichtig?
 
Sternenkinder sind Kinder, die bereits vor der Geburt, währenddessen oder kurz danach versterben. Das Thema ist so unfassbar wichtig, da es in Teilen noch immer eine Art Tabu ist. Viele Menschen im Umfeld des betroffenen Elternpaares wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und ziehen sich zurück, aus Angst, etwas falsch zu machen. Gleichzeitig fühlen sich die Betroffenen oft allein. Noch immer gibt es in Deutschland keinen einheitlichen Mutterschutz für Frauen, deren Baby verstirbt. Wenn eine Mutter eine Fehlgeburt erleidet, also ein Baby, das unter 500 Gramm wog, das nach der Geburt keine Lebenszeichen aufwies und vor der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt kam, hat sie nach dem Gesetz keinen Anspruch auf Mutterschutz. Es wird erwartet, rasch wieder arbeiten zu gehen und zum Alltag zurückzukehren, dabei war man eingestellt auf ein Leben mit (weiterem) Kind und allem, was dazu gehört. Die Vorbereitungen auf die Geburt dauern viele Monate an. In diesem Prozess sollte keine Frau, kein Elternpaar, allein gelassen werden, sondern die Unterstützung erfahren, die dringend benötigt wird. Dazu wollen wir beitragen.
 
Wer bist du und wie bist du zu dem Thema Sternenkinder gekommen?
 
Ich bin Jessi, Diplom Sportwissenschaftlerin und Beckenbodentrainerin. Ich habe mich vor einigen Jahren mit meiner Firma Nona Fit selbstständig gemacht und biete dort verschiedene Kurse zu meinem Herzensthema an: Dem Beckenboden.
Zu dem Kurs für Mamas von Sternenkindern bin ich durch eine Bekannte gekommen, die schon für einen meiner Rückbildungskurse angemeldet war. Dann starb ihr zweites Baby sehr spät in der Schwangerschaft und zusammen haben wir festgestellt, dass es kaum ein Angebot zur Rückbildung und Begleitung gibt für Frauen, deren Babys vor, während oder nach der Geburt sterben.
 
Wenn überhaupt, finde die Angebote meist in Ballungszentren und dann auch nur in Präsenz statt. Oft werden Kurse auch abgesagt wegen zu wenigen Teilnehmerinnen oder die Frauen werden immer wieder mit einem Aufschieben des Kursstarts vertröstet.
Manchmal gibt es nur Gesprächskreise, die nicht den körperlichen Aspekt abdecken.
Alle betroffenen Frauen haben aber eine Schwangerschaft hinter sich, der Körper darf sich zurückbilden und darüber hinaus ist der unfassbare Schmerz, mit dem sie zu kämpfen haben, allgegenwärtig.
 
So kam der Gedanke auf, dass es dringend ein Angebot geben muss, das sowohl den Körper der Frau als auch die Seele im Blick hat. Ein Kurs, welcher Trost und Austausch bietet und gleichzeitig die Gesundheit des Körpers nicht außer Acht lässt. Ich wollte eine Möglichkeit schaffen, die für alle zugänglich ist, unabhängig vom Wohnort und so entstanden unsere Onlinekurse. Willkommen sind alle deutschsprachigen Sternenmamas und wir hatten auch schon dank der Technik Teilnehmerinnen dabei, die in Mexico oder China lebten. Andere haben uns quasi mit in den Urlaub genommen und konnten so auch von unterwegs aus dabei sein.
 
Ich wollte ganz bewusst die Kombi aus Rückbildung und Trauerbegleitung und habe mir für letzteren Part eine Expertin zur Seite genommen, die Trauma-Beraterin, erfahrene Hebamme und selbst Sternenmama ist: Janette Harazin. Und so machen wir jetzt seit mehr als 4 Jahren gemeinsam als Tandem diese Kurse. Jede mit ihrer Expertise. Und ausschließlich online.
 
Wie kann man sich einen Kurs für Sternenmamas vorstellen?
 
Die Kurse für Sternenmamas sind in zwei Teile unterteilt.
Zum einen in einen sportlichen, der ganz den Körper der Frau und dessen Rückbildung in den Fokus stellt. Einen klassischen Rückbildungskurs zu besuchen mit Frauen, die ein gesundes, lebendes Baby geboren haben, ist für Sternenmamas in der Regel kaum vorstellbar. Zu tief ist der Schmerz über den eigenen Verlust. In unseren Kursen haben sie einen geschützten Bereich mit anderen Betroffenen, was enorm hilfreich ist. Im zweiten Teil des Kurses geht es um die Trauerbegleitung. Diesen übernimmt meine Kollegin Janette, ausgebildete Hebamme und selbst betroffene Sternenmama. In diesem Teil geht es um Austausch, Verarbeitung und um Methoden, um zurück in den Alltag zu finden.
 
Fällt es dir manchmal schwer von so viel Trauer umgeben zu sein?
 
Natürlich macht es sehr betroffen, die einzelnen Schicksale der Frauen zu hören und die Details ihrer Geschichten oder des Todes ihrer Kinder zu erfahren. Und an Tagen, an denen wir uns intensiv ausgetauscht haben, nehme ich auch viele Gedanken mit nach Hause. Ein großer Pluspunkt ist da die Zusammenarbeit mit Janette. Wir tauschen uns oft über Erlebtes aus und können uns gegenseitig auffangen. Dennoch bin ich in erster Linie sehr glücklich, zu sehen, wie gut unseren Teilnehmerinnen unser Kurs tut und wie dankbar sie sind, die Möglichkeit zu haben, sich offen austauschen zu können und Menschen zu treffen, die sie verstehen. Wir versuchen uns darauf zu fokussieren, alle Mamas optimal zu unterstützen und sie auf ihrem Weg zurück in den Alltag so gut es geht zu begleiten.
 
Was hilft den Sternenmamas, die zu dir kommen, am meisten?
 
Nicht allein zu sein. Sich in geschützter Umgebung zu wissen. Menschen um sich rum zu haben, die sie wirklich verstehen können. Austausch, der über die Dauer unserer Kurse hinaus geht, manchmal sogar neue Freundschaften, die geschlossen werden. Und sie sind so dankbar, dass ihr Kind, ihre Trauer Raum und Zeit findet. Die ganze Welt dreht sich weiter, während die Zeit für betroffene Eltern stillsteht. Außerdem melden sie mir oft zurück, dass sich auch körperlich vieles getan hat, sie fühlen sich wieder aufgerichteter, gekräftigter und haben etwas Vertrauen in ihren Körper zurückgewinnen können.
 
Was sind deine beruflichen Pläne für die Zukunft?
 
Ich liebe meinen Beruf und bin stetig daran, neue Kursformate für die Zukunft zu entwickeln. Aktuell arbeite ich daran, den Sternenmamakurs als reinen online Kurs anzubieten, zum Beispiel für all diejenigen, denen die Anonymität lieber ist, die es (noch) nicht schaffen in den Austausch zu gehen und zunächst lieber für sich allein ihre Trauer aufarbeiten oder ihren Körper bei der Rückbildung unterstützen möchten.
Natürlich stehen wir aber auch in diesem Kursformat für alle Fragen und Austausch mit unseren Teilnehmerinnen zur Verfügung.
Zudem wächst auch mein Team immer weiter und ich freue mich auf alles, was noch kommt!
 
  
Falls du jemanden kennst, der gerade mit dem Thema Sternenkinder konfrontiert ist oder selbst betroffen bist, findest du Jessicas Kurse unter https://kikudoo.com/nonafit
Miri kikudoo

Hi ihr Lieben!Ich bin Miri und bin bei kikudoo für den Blog und die Presse verantwor...