Passend zum Vatertag haben wir heute nen richtigen Experten ein paar Fragen zum Thema Vatersein gestellt. Viel Spaß bei dem Interview mit Carsten von Väter in Verantwortung.
Heute ist Vatertag. Welche Rolle hat/soll der Vater haben ?
Heute ist Vatertag. Welche Rolle hat/soll der Vater haben ?
Vor allem eine, für die er sich bewusst entscheidet, in der er bereit ist, jeden Tag dazu zu lernen, in der er sich an der Seite seiner Partnerin weiterentwickelt und diese Chance nutzt, sich selbst und dabei auch seine Kinder besser verstehen zu lernen. Wir wissen heute, wie wichtig eine zweite, väterliche Bezugsperson ist und ich glaube, dass wir als Väter einen wesentlichen Unterschied für unsere Kindern machen. Ein bewusster Vater ist für mich jemand, der weiß, wie wichtig seine eigene Stabilität und Zufriedenheit, seine Selbstreflektion für seine Kinder und die ganze Familienatmosphäre ist. Und aus meiner Sicht sollte ein Vater auch jemand sein, der sich nicht wie ein drittes Kind fühlt und lediglich Unterstützer ist, sondern der Mann, der immer wieder gut darauf schaut, was gerade gut für ihn und seine Familie ist und was nicht.
Wie ist das heutzutage(Realität, Schwierigkeiten, Veränderungen)?
Viele Männer wollen es heute anders machen, wollen kompetent, entspannt und zufrieden als Väter sein. Sie wollen genauso Beziehungen zu ihren Kindern gestalten, wie das oft Müttern vorbehalten war. Aber ähnlich wie viele Mütter auch, geraten sie da an Grenzen, merken, dass ihre Sicherheit, mit ihren Gefühlen & gewaltfreier Erziehung umzugehen, nicht so groß ist, wie sie es sich wünschen. Viele Väter ziehen sich dann eher zurück, statt wirklich Verantwortung zu übernehmen. Sie funktionieren eher bis hin zur Überforderung und erlauben sich nicht, ihren eigenen Weg zu finden.
Nicht selten kommen wirklich wichtige Themen in der Partnerschaft und Elternschaft nach der Geburt des ersten Kindes nicht zur Sprache, weil wir nicht mehr genügend Energie haben, frustriert sind oder uns nicht trauen. Männer haben gelernt, immer Lösungen parat zu haben, keine Verletzlichkeit zu zeigen, und tragen Muster in sich, die sie selber als zutiefst verletzend erlebt haben. Sie wollen diese nicht weiter tragen, wissen aber noch nicht, wie es anders geht. Sie sind überfordert und beschämt von ihrer Wut und spüren, dass ihr Verhalten in Konflikten keinem wirklich gerecht wird.
Dazu kommt, dass viele Männer sich eigentlich auf Augenhöhe mit den Müttern ihre Kinder sehen wollen, selber aber merken, dass das selten wirklich der Fall ist. Es fällt Ihnen schwer, ihren Platz wirklich einzunehmen: Sie wollen nicht mit Banalitäten beklatscht werden, sondern selbstverständlich Ansprechpartner ihrer Kinder sein, frei und kompetent. Sie wollen, genauso wie Mütter, wertgeschätzt und respektiert werden. Doch durch den Stress von außen und durch ihre eigenen Ansprüche, merken sie gar nicht, wie wenig selbstbestimmt sie eigentlich sind und wie viel Potenzial in ihnen liegt.
Was machst du in dem Kontext eigentlich und wieso?
Ich unterstütze Männer dabei, genau das zu tun: Klarer und bewusster ihre Rolle auszufüllen, dabei echter und zufriedener zu werden und Familie wirklich zu gestalten. Ich gebe Männern Impulse, Erziehung & Beziehung neu zu betrachten. Ihre Haltung und Geschichte zu reflektieren, um besser zu verstehen, warum sie in der ein oder anderen Weise mit ihren Kindern oder mit sich selbst umgehen.
Ich unterstütze Männer dabei, besseren Zugang zu ihren Gefühlen zu finden und damit auch zu sich selbst. Viele Frauen wünschen sich Männer an ihrer Seite, die klar, selbstbestimmt und liebevoll zugleich sind, die sich auch mit Bedürfnisorientierung, Grenzen und Mental load beschäftigen. Das ist allein aber oft schwierig und braucht nach meiner Erfahrung die Gruppe oder einen anderen Vater, damit es besser gelingt. Diese Möglichkeit biete ich in verschiedensten Formen an, als Familientherapeut und Coach.
Für wen sind deine Angebote geeignet?
Für alle Männer, die nicht davon ausgehen, dass sie alles schon wissen müssen, sondern nach und nach dazu lernen können und sich Fehler erlauben. Für Väter, die verlässliche Beziehungen zu ihren Kindern wollen, die bereit sind, ihre Gefühle ernster zu nehmen und eine Ahnung davon haben, wie viel Macht sie haben, in ihrer Familie Dinge positiv zu verändern. Für alle, die unsicher sind, wie „gutes" Vatersein nun aussehen soll, obwohl sie vielleicht schon viel gelesen oder gehört haben. Für Männer, die wirklich auf Augenhöhe Elternschaft leben wollen. Im Grunde Männer, die verstanden haben, dass wir gerade durch unsere Kinder mehr lernen können als je zuvor.
Hast du einen Tipp für alle Väter da draußen?
Nehmt euch wirklich ernst, in allem, was dazugehört! Es nützt keinem etwas, wenn ihr frustriert und mit schlechtem Gewissen, ausgebrannt die wichtigsten Jahre eurer Kinder im Autopiloten verbringt! Erlaubt euch Auszeiten, die ehrliche Anerkennung von dem was ist und was ihr braucht. Und seid mutig darin, eure Verantwortung bewusst zu gestalten. Das muss nicht wahnsinnig kompliziert sein, manchmal reicht es, einfach mal ohne Ablenkung da zu sitzen und sich zu fragen, "wie geht es mir eigentlich wirklich?“. Wenn ich mich selbst ernst nehme, Mitgefühl mit mir habe, ist es viel einfacher, dass auch bei meinen Kindern zu tun.
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