Geburtsverletzungen

Ich glaube eine der größten Ängste die Frauen vor der Geburt haben, sind die Geburtsverletzungen. Ein Kind kommt über unseren intimsten Ort zur Welt und dort kann es zu Verletzungen kommen. Aber Angst ist ein schlechter Begleiter unter der Geburt, denn sie verkrampft uns und dadurch kann es zu noch mehr Geburtsverletzungen kommen. Deswegen gibt es ein paar Möglichkeiten diese vorzubeugen.

Geburtsverletzungen sind zum Beispiel Dammriss Grad 1-4.

Noch immer wird oft ein Dammschnitt durchgeführt, obwohl Studien beweisen, dass Dammschnitte keine, wie erhofft, positiven Folgen hat. Eher ist ein Dammschnitt von Nachteil.

Ein Dammschnitt reduziert nicht die Dammrissrate. Sie ist genau so hoch bzw. sogar höher. Es besteht das Risiko des höheren Blutverlustes, Wundheilungsstörungen und Infektionen.

Wie kannst du nun einen Dammriss vorbeugen?

Studien zu Folge gibt es nur drei Dinge die geringfügig das Dammrissrisiko verringern und das sind Dammmassagen vor und unter der Geburt, warme Auflagen und Kompressen unter der Geburt und eine gute bzw. wechselnde Geburtsposition.

Wie geht eine Dammmassage?

Zu Beachten ist als erstes, dass die Hygiene eingehalten wird, also die Hände waschen und die Fingernägel kürzen.

Ab der 36. Schwangerschaftswoche kannst du oder auch dein Partner die Dammmassage 3-4 Mal pro Woche oder auch täglich 10 Minuten lang durchführen.

Du benötigst dazu ein Gleitgel oder auch ein schönes Massageöl, was dir angenehm erscheint.

Wenn du die Massage selbst durchführst, solltest du es dir entweder auf der Couch oder auch in der Badewanne bequem machen. Auch im Stehen mit einem Bein auf dem Wannenenrand ist zum Beispiel eine Möglichkeit. Achte dabei bitte auf Stabilität und Sicherheit. Das Bad in der Badewanne schenkt dir zusätzliche Entspannung. Du kannst dir auch gerne ein Handspiegel zur Hilfe nehmen.

Wenn du dich bereit fühlst, nimmst du dir etwas vom Öl oder Gleitgel und erwärmst es in deiner Hand und an den Fingerspitzen. Dann ölst du den Damm und das umliegende Gewebe gut ein, damit durch die Reibung der Massage keine Irritation entsteht.

Jetzt beginnst du mit der Massage, indem du deinen Daumen in die Vagina einführst und mit den anderen Fingern den Damm mit kreisenden Bewegungen von außen massierst. Dabei erhöhst du nach und nach den Druck auf das Gewebe.

Als nächstes bewegst du den Daumen in kleinen kreisenden Bewegungen innerhalb deiner Vagina.

Nun geht es um die Dehnung des Gewebes rund um Vagina und Damm. Dehne das Gewebe strahlenförmig in jede Richtung beim Ausatmen und wenn du die Dehnung spürst, dann atme tief ein. Bitte dehne das Gewebe nur so weit, wie es sich für dich gut anfühlt. Wiederhole das pro „Strahl“ 2-3 mal.

Mit Druck nach außen mit dem Daumen von innen der Vagina in Richtung Anus beendest du die Dammmassage.

Du solltest keine Dammmassage durchführen, wenn du zu vorzeitigen Wehen neigst, wenn sich Krampfadern im Anal- oder Intimbereich befinden oder du eine Infektion im Intimbereich hast.

Welche Alternative gibt es zur Dammmassage?

Es gibt das Produkt Epi-No®. Es ist ein Beckenboden-Trainer, der dich unterstützend auf die Geburt vorbereiten und dich später bei der Rückbildung unterstützen kann.

Bei der Anwendung dieses Medizinproduktes ist vor allem auf die Hygiene und das langsame „Training“ zu achten.

Gibt es noch weitere Möglichkeiten für die Vorbereitung?

Ja, mir persönlich sind noch zwei Möglichkeiten bekannt. Einmal der Himbeerblättertee und dann noch das Heublumensitzbad.

Himbeerblättertee:

Zum Himbeerblättertee gibt es zwar mehrere Studien, aber keine belegt die positive oder auch die negative Wirkung auf Mutter und Kind. Deswegen empfiehlt auch zum Beispiel die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Einnahme von Himbeerblättertee oder ähnlichen Produkte nicht.

Heublumensitzbad:

Dieses soll den Dammbereich und den Beckenboden entspannen und weich machen und somit die Geburt erleichtern und beschleunigen.

Zum Heublumensitzbad gibt es keine Studien, die auffindbar waren. Deswegen, kann ich es weder empfehlen, noch davon abraten.

Eines ist auf jeden Fall klar: Es sollte kein Dampfbad (aus heißen Dampf von gekochten Wasser) gemacht werden, denn das kann zu Verbrennungen im Intimbereich führen und eine vaginale Geburt gefährden, wenn dann sollte es ein Sitzbad sein. Wenn du allergisch auf die Inhaltsstoffe bist, dann solltest du auf diese Anwendung komplett verzichten.

Es gibt Stimmen, die sagen, dass ein Heublumensitzbad in der Vorbereitung nicht empfehlenswert sein soll, da es das Gewebe „aufweichen“ soll und somit Geburtsverletzungen begünstigen würde. Aber unter der Geburt ist es empfehlenswert, wegen seiner entspannenden Wirkung auf den Dammbereich und Beckenboden.

Aber aller Vorbereitung zum Trotz, gibt es Faktoren, die man nicht „wegtrainieren kann“.

Wie die Struktur deines Gewebes. Auch die Größe deines Kindes kann natürlich eine Rolle spielen.

Eine zu schnelle Geburt, also zum Beispiel durch Medikamente, die die Wehen beschleunigen sollen, führt oft zu Geburtsverletzungen, da sich das Gewebe nicht langsam genug weiten kann. Auch angeleitetes Powerpressen und die Anwendung von Saugglocke und Zange begünstigt das.