Faszien: Bedeutung in der Schwangerschaft und Rückbildung

Faszien: Diesen Begriff haben wir schon alle gehört, und seit mehreren Jahren- spätestens seit der festen Schaumstoffrolle die unsere sportliche Leistung verbessern soll, Verspannungen lösen und die Durchblutung fördern soll- liest man oft und viel über das Faszientraining und seine positiven Auswirkungen auf unseren Körper. 

Was aber genau sind Faszien? Und welche Rolle spielen sie in der Schwangerschaft und in der Rückbildung? 

Allgemein bestehen Faszien, bzw. unser Bindegewebe aus Wasser-Eiweißverbindungen. Eiweiße sind für die unterschiedliche Beschaffenheit der Faszien verantwortlich und in dem nährstoffreichen Wasser findet der Zellstoffwechsel zur Versorgung der Faszien statt. Außerdem dienen Faszien für viele Muskeln Ansatz- und Ursprungsstellen. 

Faszien sind ein wahrer Universal- Baustoff. Sie können locker, fest, weich, voller Flüssigkeit und ohne Flüssigkeit sein- je nach dem wo sie sich im Körper befinden und welche Funktion sie erfüllen müssen. Die unterschiedlichen Beschaffenheiten enthalten auch unterschiedliche Baustoffe. 
 Es gibt lockere und faseriges Bindegewebe. 

Welche allgemeinen Bautypen gibt es? 

Elastisches Bindegewebe: höherer Anteil an Elastin, in vielen Organen vorhanden, die später gedehnt werden (Gallenblase/Blase/Aorta/Lunge) 
 
 Straffes Bindegewebe: hohe Kollagenanteile, bildet Sehnen, Bänder, bildet feste Kapseln rund um Organe (Niere/Herzbeutel) und dünne Schichten, welche die Muskeln umgeben
 
 Unregelmäßiges Bindegewebe: besitzt weniger Grundsubstanz, dafür viele Fasern und dicke Kollagenbündel, besitzt wenig Elastin. Diese Art von Bindegewebe bildet die Hirnhaut und Unterhaut. Hält viele Dehnbelastungen und Zug stand. 

Retikuläres (netzartig) Bindegewebe: Besteht aus einer Kollagenart, die sehr dünne Fasern bilden kann (Milz/Lymphknoten/frisch verheilte Narben) 

Spezielles Bindegewebe: Fettgewebe, Knorpel, gallertartige Substanz der Nabelschnur, weibliche Brust 

 Faszien sind ein Universal Baustoff. Ein Mensch trägt ca. 18-23 Kg Bindegewebe mit sich herum. Faszien halten uns in Form, haben je nach Lage im Körper verschiedene Funktionen und arbeiten fest zusammen. Sie schützen, stützen, polstern und übertragen aus entstehenden Bewegungen Kraft auf die Knochen. Außerdem versorgen sie Organe und Muskeln mit Flüssigkeiten und Nährstoffen und Kommunizieren untereinander- empfangen also Reize und geben diese weiter. Sie besitzen ebenfalls viele Nervenenden und können bei Fehlhaltungen, Stress und mangelnder Bewegung leiden und auch verkleben. Sie sind kein toter Stoff, sondern werden sogar als Sinnesorgan bezeichnet, welches stetig miteinander in Kontakt steht. Die Dichte der Sinneszellen für Schmerz- und Bewegungsempfinden innerhalb der Faszien sind um ein Vielfaches höher als im Muskel selbst und weitaus lebendiger, als bisher angenommen. 

Ein wirklich sehr wichtiger Bestandteil des Bindegewebes ist auch das Kollagen. Diese können Bewegungsenergie speichern. 

Schau dir mal eine halbierte Orange/Zitrone/Grapefruit an: Dort kannst du an den weißen Fasern sehr gut erkennen, wie Faszien funktionieren und wie sie formen, zusammenhalten und Struktur verleihen. 

Kollagene sind feste Fasern, die den Menschen und allen Wirbeltieren Form geben. Man nennt sie deshalb auch Strukturproteine oder Gerüsteiweiße. Würde man einem Menschen beispielsweise alles entnehmen bis auf die Faszien, könnte man anhand dessen die Form des Menschen genau erkennen. Mit einem Vorkommen von 30% sind sie die am häufigsten vorkommenden Proteine im Körper (auch Urstoff genannt). Auch die Knochen gehen ursprünglich aus Kollagenfasern hervor und werden im Mutterleib vom Embryo gebildet. In diesen Kollagenfasern werden Mineralien wie Kalzium eingelagert, welches dann die festen Strukturen ergeben. 
 Kollagene gibt es in rund 28 verschieden Typen, davon kommen 4 am häufigsten vor. Sie sind sehr dehnbar und sehr reißest, ihre Zugfestigkeit ist höher als die von Stahl! Es ist mit am Aufbau von Knochen, Dentin, Sehnen, Bändern und Knorpel und Haut beteiligt. 

Faszien sind wirklich faszinierend, und auch die Forschung zu diesem Thema ist längst nicht abgeschlossen und es kommen immer wieder neue Kenntnisse hinzu. 

Wenn man sich die Fähigkeiten der Faszien ansieht, versteht man auch die Zusammenhänge der Körperstrukturen, die Frauen während ihrer Schwangerschaft durchleben und warum sie dafür gemacht sind, Kinder zu gebären. 

Der Körper einer Frau muss hochelastisch, dehnfähig, reißfest und kräftig genug sein, um dem wachsenden Bauch entgegenhalten zu können und auch dem Baby genügend Platz im Inneren zu geben. Der Bauch muss sich dehnen, die Bauchmuskulatur muss lang werden und die Mutterbänder dehnen sich um auch die wachsende Gebärmutter halten zu können. Die Brust vergrößert sich und die Haut muss hier elastisch genug sein. Auch der Beckenboden muss kräftig genug sein, um dem Druck entgegen wirken zu können, aber auch dehnbar und elastisch sein, gerade unter der Geburt. 

Um uns die positiven Eigenschaften der Faszien zu Nutze zu machen, ist es in der Schwangerschaft und auch in der Rückbildungsphase wichtig (eigentlich ein Leben lang) in Bewegung zu bleiben. Dadurch wird das Bindegewebe durchblutet, bleibt geschmeidig und wird belebt. Während der Wochenbettphase sollte natürlich erstmal das Bett auch gehütet werden- aber auch in dieser Zeit kann der Körper mit angepassten, sanften Übungen in Bewegung gehalten werden und Beschwerden und Verletzungen, die durch die Geburt verursacht wurden, schneller regenerieren. In der Spätwochenbett- und in der Rückbildungsphase profitiert der Körper genauso von angepassten und fokussierenden Übungen. Im Fokus steht hierbei, Verbindung zu unserem Körper wieder aufzubauen. Wir müssen in Bewegung bleiben, denn das hält auch unser Bindegewebe am Leben und verleiht uns Energie[CK1] , Spannkraft, Kraft im Allgemeinen und Geschmeidigkeit. 

Unser Körper muss nach einer Geburt wieder entsprechende Verbindung zum Körper aufbauen und lernen, die einzelnen Muskeln anzuspannen und kontrollieren zu können. Im Fokus steht ein funktionsfähiger Körper. Dasselbe gilt für auch für unseren Beckenboden! Auch seine Muskulatur ist in festes Bindegewebe eingebettet und nach einer Geburt, muss dieser sich wieder zurückbilden. Helfen kann dabei ein sanftes Training der faszialen Strukturen, um diese wieder zu straffen wie ein Trampolin, welches Druck standhalten und die Funktionalität wieder herstellen kann. Gerade am Damm bündeln sich alle Fasern der Beckenbodenschichten und verweben sich zu einer kraftvollen, kollagenhaltigen Zentralsehne (starker Beckenboden und seine Faszien

Du musst aber nicht dein bestehendes Training, oder allgemein den Fokus nur noch auf das Faszientraining legen. Faszien profitieren von Bewegung, egal ob durch Krafttraining, dynamische Bewegungen oder statisch haltende Bewegungen (Yoga, Dehnen) und auch beim Spazieren gehen! 

Gesunde, bzw. eine nährstoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse halten dein Bindegewebe straff und elastisch. Auch Massagen, egal ob durch einen Tennisball, Schaumstoffrolle, durch einen Masseur oder deinen Partner durchbluten das fasziale Gewebe und die Spannung im Muskel verringert sich. 

Die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft kann auch erhebliche Beschwerden an den Füßen verursachen, im schlimmsten Falle zu Fehlstellungen, welche wieder Auswirkungen auf den gesamten Körper haben können. Fußschmerzen sind häufige Beschwerden in der Schwangerschaft, auch Wassereinlagerungen können die Füße größer werden lassen. Das Fußgewölbe kann sich senken und zu einem platteren Fuß führen. Nach einer Schwangerschaft bildet sich dies meist wieder zurück, kann aber durch geeignete Maßnahmen, bzw. das Entgegenwirken während der Schwangerschaft ganz verhindert werden. Zumindest sollte man es versuchen;) 

Durch häufiges Hochlegen der Beine können Wassereinlagerungen minimiert, bzw. auch verhindert werden. Da auch Faszien unter den Füßen (Plantarfaszie) verlaufen, kann es helfen, die Füße ausreichend zu stärken. Immerhin ist diese die dickste Faszie unseres Körpers! Denn wie oft kümmern wir uns wirklich um unsere Füße? Obwohl sie so eine große Wirkung auf unsere Haltung und unseren Becken (Beckenbodenmuskulatur) haben? Kräftigungsübungen für die Füße können zum Beispiel das sanfte Abrollen der Füße auf der Matte sein oder auch das auf -und abrollen über einen Tennisball, dehne auch hierbei deine Zehen! Oder stelle dich vor eine Wand und lehne die Zehen dagegen, sodass sie Richtung Decke zeigen und verlagere dein Gewicht nach vorne. Du kannst auch Gegenstände vom Boden mit den Füßen aufheben und diese effektiv stärken und aktivieren. Auch Massagen wirken wahre Wunder und führen zu Entspannung.

Wichtig ist hierbei, solltest du dich für eine Fußreflexzonenmassage in der Schwangerschaft entscheiden, einen geeigneten Masseur/Therapeuten aufzusuchen. Denn diese wissen am besten, welche Zonen an den Füßen massiert werden können. Fußreflexzonenmassagen