Kiefer- Beckenbodenverbindung

Alles in unserem Körper ist miteinander verbunden- und ja, selbst unser Kiefer bis hin zum Beckenboden. Eine Verbindung, die auch mir noch nicht sehr lange bekannt ist! Über Muskeln und Faszien (Bindegewebsartige Strukturen, elastische Fasern, die unsere Muskeln und Organe umhüllen) ist der Kiefer mit Beckenboden auch über die Wirbelsäule verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. In einer gewissen Weise macht diese Verbindung einen Sinn, denn unsere Atmung beeinflusst auch unseren Beckenboden und unterstützt diesen bei diesen Vorgängen.
Beim Kauen, Singen, Sprechen oder beim Öffnen des Mundes spannt der Beckenboden mit an und arbeitet mit. Optimal stehen der Mundboden und der Beckenboden funktional und horizontal übereinander. Kommt aber eines dieser beiden in Dysbalance durch Stress oder Druck, muss der andere Part mehr Arbeit übernehmen und es können Verspannungen und/oder Beschwerden auftreten. Umso wichtiger ist es, viel Stress und Druck im Alltag auszugleichen. Häufiges Zähneknirschen oder andere Probleme mit dem Kiefer können einen negativen Einfluss auf den Beckenboden haben und diesen dauerhaft unter Spannung setzen, und ein dauerhaft angespannter Beckenboden kann mit der Zeit Schmerzen oder andere Beschwerden verursachen.

Ein Vorgespräch bei einem (Zahn-)Arzt kann eine erste Diagnose stellen, ein Physiotherapeut oder Osteopath kann durch Kräftigung, Dehnung und Massagen Kieferproblematiken vermindern, bzw. Abhilfe verschaffen. Meistens lassen sich dadurch auch andere Symptomatiken erklären, die mit einem verspannten Kiefer einhergehen (Kopfschmerzen, Nackenverspannung...) Die Zähne berühren sich beim Essen oder schlucken- und ansonsten mal selbst darauf achten, dass sich die Zähne nicht berühren und die Lippen geschlossen sind.

Nicht umsonst wird in Geburtsvorbereitungskursen oder unter der Geburt von Hebammen oft gesagt: Entspanne deinen Kiefer, lass locker, öffne deinen Mund etwas! Dann fällt es auch oft leichter, den Beckenboden zu entspannen, da diese beiden reflektorisch zusammen arbeiten. 

Normalerweisen neigen wir bei Schmerz dazu, die Luft anzuhalten und anzuspannen- das benötigen wir während der Geburt nicht! Aber zu sagen, entspann dich mal! Ist gerade während der Geburt nicht so leicht. Das Kind wird während der Geburt durch das Becken geschoben- kämpfen wir dagegen an, also spannen wir an und kneifen und beißen die Zähne zusammen, fällt es dem Kind schwer, durch die Öffnung durch zu treten. 

Beckenboden und Zwerchfell arbeiten zusammen, sowie Beckenboden und Kiefer. Spannen wir bei Schmerz den Kiefer an, wirkt sich das auf die Atmung und Zwerchfell und somit auch auf die Beckenbodenmuskulatur aus. Unter der Geburt fällt es deutlich schwerer, entspannt und tief zu atmen, stattdessen atmen wir schneller, die halten die Luft an oder atmen zu flach- der Beckenboden kann sich nicht entspannen. 

Was kann dir helfen? Viele Hebammen nutzen positive Affirmationen unter der Geburt. Statt während der Wehen, dem Schmerz und dem Druck ständig „NEIN“ oder „ICH KANN NICHT MEHR“ oder „ICH SCHAFFE ES NICHT MEHR“ zu rufen, schreien oder stöhnen, probieren sie durch bejahende Ausrufe mit tiefen Tönen den Beckenboden und Kiefer zu entspannen: „JAAAA“ oder „JAAA ZUM BABY“ oder „JAAA DU DARFST JETZT KOMMEN“. Diese Ausrufe können die allgemeine Einstellung schon ändern, sowie die eigene Haltung und den Geburtsverlauf wesentlich beeinflussen und schmerzfreier gestalten. 

Welche Erfahrungen hast du unter der Geburt gemacht?